Wir sind wieder zurück aus unserem tollen Winterurlaub! Es ging nach Lappland in Nord-Finnland und Nord-Norwegen. Das ganze Fotoalbum gibt es auch zu sehen.
Am Montag den 16. März starten wir unsere Reise nach Lappland, vom Flughafen München über Helsinki bis nach Ivalo. Auf dem Flug bekommt man schon einen guten Eindruck von Finnland: Außer an den südlichen Küstengebieten ist das Land sehr dünn bevölkert, und der ganze Norden besteht fast nur aus einem Flickenteppich aus Wald, Seen, und Flüssen. Außer den ganz großen Flüssen ist fast alles zugefroren, und man erkennt auch deutlich die Spuren der Lastwagen und Schneemobile über den Seen, die hier über den ganzen Winter als Straße genutzt werden können.
Vom Flughafen in Ivalo, mit einem winzigen Terminal (natürlich aus viel Holz!) geht es dann eine halbe Stunde nach Inari, einem kleinen Dorf an der Südwestecke des riesigen Inari-Sees. Hier ist die Heimat der Samen, aber auch ganzjährig viele Touristen aus Finnland, Europa, und sogar Asien, die Polarlichter, Skifahren, oder endlose Sommernächte erleben wollen.
Am Dienstag lernen wir wie man sich hierzulande durch die Winterlandschaft bewegt. Wir besuchen eine Husky-Farm. Schon beim Aussteigen werden wir vom aufgeregten Gebell von etwa einhundert Tieren begrüßt, die es kaum erwarten können dass sie losrennen dürfen. Das Einspannen der Schlitten dauert aber eine Weile, bis dahin beschäftigen wir die Huskys mit viel Kraulen und Spielen. Das sind sehr neugierige und liebe Tiere, selbst ich der bekkantermaßen kein großer Hunde-Narr ist verstehe mich prima mit ihnen. Und dann gehts endlich los! Je fünf Hunde ziehen einen Schlitten, Annett liegt drin, macht Fotos und feuert die Huskys an, ich stehe dahinter, lenke, und – am wichtigsten – bremse. Die Huskys haben eine enorme Kraft und haben nur eine einzige Geschwindigkeit: schnell. Alles andere regelt man dann mit der Fußbremse, einem Metallbügel mit zwei Stäben die sich in den Schnee graben. So sausen wir etwa eine Stunde durch die sonnige Winterlandschaft, dann helfen wir noch beim Ausspannen und bedanken uns bei den Tieren noch mit ein paar Streicheleinheiten.
Vor dem Abendessen erklärt uns Joachim, unser Reiseleiter, die wichtigsten Grundlagen der Polarlichter. So wissen wir wenigstens grob wie sie entstehen, vorausgesagt werden, und welche Formen sie annehmen. Die Vorfreude ist riesig, denn wir haben momentan fast perfekte Bedingungen: hohe Sonnenwind-Aktivität, die Erde steht in einem günstigen Bereich des Sonnenmagnetfeldes, und die Wettervorhersage verspricht uns einen klaren Himmel in der Nacht.
Am Abend steht uns dann das großartige Schauspiel bevor: Pünktlich um zehn verziehen sich die Wolken wieder die ein paar Stunden früher aufgezogen sind und geben den Blick frei auf einen gigantischen Sternenhimmel. Für drei Stunden sehen wir Polarlichter in Bändern, Streifen, Koronas, und allen möglichen Formen bewundern. Einige bleiben für Minuten bestehen, andere bewegen sich sehr schnell, und man kommt mit Staunen und Fotografieren kaum hinterher.
Hier oben gibt es kaum Lichtverschmutzung, so können wir zwischendurch durch den Feldstecher wunderbar Jupiter und die galileischen Monde, den Andromeda-Nebel, die Pleiaden und Hyaden, oder verschiedene Satelliten sehen.
Am Mittwoch schlafen wir erstmal aus und besuchen die lokale Rentier-Farm. Hier lernen wir so einiges über das Wildleben und die Haltung und Nutzung dieser halbwilden Tiere, inklusive Fütterung aus der Hand und einer Runde um den Block mit dem Rentierschlitten. Diese Fahrt läuft wesentlich ruhiger ab als mit den Huskys, Rentiere sind eher die gleichmäßigen und ausdauernden Lastenzieher. Die ganze Farm wird von einer Sami-Familie geführt die hier schon seit mehreren Generationen ansässig ist. Bei Tee und Gebäck in einer gemütlichen beheizten “Kota” (Hütte) erfahren wir viel über die Geschichte und aktuelle Kultur der Samen-Völker.
Am Nachmittag laufen wir noch eine schöne Runde am Fluss entlang, und zwischendurch auch darüber. Als Mitteleuropäer haben wir ein mulmiges Gefühl dabei, aber hier macht das jeder und 80 cm Eis und 60 cm Schnee darüber halten wesentlich mehr aus.
Nach dem Abendessen war eigentlich ein weiterer Vortrag geplant, aber kurz nach dem Nachtisch um Neun gibt es schon wieder Polarlicht-Alarm 🙂 Heute Abend haben sie andere Formen und Verhaltensweisen und ziehen in langen Bändern von Nord nach Süd über den gesamten Himmel. Das beobachten wir noch bis um eins.
Am Donnerstag gibts zur Abwechslung mal maschinelle Fortbewegung: Wir machen eine Schneemobil-Tour! Diese sind für die Einheimischen das Mittel der Wahl in den etwa sieben Monaten mit Schnee. Die Scooter-Bahnen ziehen sich kreuz und quer durch die Lappland-Wälder und über die Seen, sind gut sichtbar mit Stangen markiert, und es gibt sogar Stopschilder und Wegweiser. Und die gehen gut ab! Annett übernimmt die erste Etappe von Inari über den See zum “heiligen Berg”, einer großen Felseninsel mitten im Inarisee. Ich fahre dann durch den Wald zur “Holzkirche”, die dort schon seit 1647 steht und ein beliebter Ausflugsort ist. Dort veranstalten wir ein zünftiges Picknick auf finnische Art: Holzfeuer, rußige Kessel für Tee, dicke Bratwürste und Toast. Annett fährt uns dann zurück nach Inari. Die Dinger machen einen Heidenspaß und sind auch super-simpel zu bedienen (stufenlose Automatikschaltung, außer dem Gashebel muss man da nichts tun).
Am Abend erleben wir wieder Polarlichter, diesmal sehr langlebige Formen. Diese lassen uns viel Zeit zum Experimentieren mit Belichtungszeiten, Blitzstärke und Standorten, so dass wir ganz passable Erinnerungsfotos von allen mit Polarlicht und der Venus als Dreingabe bekommen. Ein Vortrag von Joachim über die Geschichte der Polarlichtforschung rundet den Abend ab.
Freitag steht gleich das nächste Ereignis am Himmel an: Eine partielle Sonnenfinsternis die hier um 12:13 etwa 91% Bedeckung erreicht. Wir versammeln uns vor dem Hotel mit Schutzbrillen und einem H-Alpha-Teleskop (in dem man Flares auf der Sonne sehen kann) und fotografieren auch eine Serie. Es ist sehr kalt und meine Hände frieren mir ein, aber dafür hat sich das locker gelohnt.
Am Nachmittag besuchen wir das Sami-Museum hier gleich um die Ecke. Das ist schön gemacht, eine große Halle in der jeder Wand eine Jahreszeit gewidmet ist, die die Tier- und Pflanzenwelt in jedem Monat zeigt. Wir erfahren auch viel über die Geschichte und Lebensweise der Samen.
Am Samstag wandern wir noch eine Runde über den Inari-See bevor dann um 13:00 unser Bus für den zweiten Teil der Reise startet. Wir überqueren bald die norwegische Grenze und finden uns in einer ganz anderen Landschaft wieder: es gibt auf einmal Berge, der Wald wird kleiner, lichter, und besteht fast nur noch aus Birken, und das erste Mal seit langem sehen wir auch wieder flüssiges Wasser in den Fjorden. Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Kirkenes, die zweitnördlichste Stadt Norwegens (nach Hammerfest) die vorwiegend vom Eisenerzbergbau und der Schifffahrt lebt. Die bekannte Hurtigruten-Tour startet hier auch.
Am frühen Abend kommen wir dann in Svanvik an, auf dem “Svanhovd”, ein ehemaliger Bauernhof der mittlerweile ein Naturschutz- und Bildungszentrum und ein Hotel ist. Nach einem überreichlichen Abendbuffet bekommen wir dann wieder eine gigantische Polarlicht-Show mit Lauflichtern und sich schnell ändernden hellen grünen Bändern zu bestaunen.
Sonntags ist Wandern angesagt. Noch ist schönes – aber kaltes – sonniges Wetter, unser Ziel ist ein Aussichtsturm etwa 8 km entfernt. Leider ist der letzte Kilometer durch den hohen Schnee kaum passierbar, deshalb laufen wir lieber noch ein Stück weiter die Straße entlang und machen ein kleines Picknick auf einem Waldarbeiter-Bauplatz.Am Abend erklärt und demonstriert uns Joachim an seiner selbstgebauten Armillarsphäre ein paar Lektionen Himmelsmechanik. Einfach genial so ein Teil, man kann jede Menge Phänomene wie Sommer/Wintertageslängen, Sonnen-/Mondfinsternisse, Polartag/-nacht, Planetenbewegungen, langfristige Verschiebung der Ekliptik usw. vom erdbezogenen Beobachter darstellen und verstehen. Nachts ist es dann leider bewölkt, so dass wir mal früh schlafen gehen.
Montag steht dann unser letzter Ausflug auf dem Programm: Es geht in das Schneehotel in Kirkenes! Das wird jeden September aus großen Ballons und Schneekanonen aufgebaut, und dann erhält jedes Zimmer und die Bar Eis- und Schneeskulpturen, die von extra eingeflogenen chinesischen Künstlern angefertigt werden. Am Nachmittag spektroskopieren wir dann noch ein bisschen die Sonne und genießen dann ein paar Runden Sauna inklusive Im-Schnee-Wälzen.
Den letzten Dienstag verbringen wir dann noch recht gemütlich mit einer Wanderung, Sauna, und natürlich abends wieder mit Polarlichern.